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Berivan Yildiz, Senior Managerin Kommunikation & Marketing

Zweifel am Leistungsprinzip



Was hast du vor START gemacht?

Ich war bislang immer im Marketing oder Fundraising von gemeinnützigen Organisationen tätig. Zuvor arbeitete ich bei UNICEF und der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Nachdem ich dann noch ein halbes Jahr im Ausland war, bin ich bei START eingestiegen.

 

Was ist für dich die wichtigste start-miSSION?

Das Empowern unserer Zielgruppe. Noch immer erfahren Jugendliche mit Migrationsbezug Benachteiligung im Bildungsbereich, und nicht nur ausschließlich dort. Obwohl sie häufig mit schlechteren Voraussetzungen ins Schul- uns Berufsleben starten, unterliegen sie denselben Bewertungsmaßstäben wie nicht-migrantische Jugendliche. Das kann schnell ein falsches Selbstbild formen, gerade in dem Alter. Ich finde es daher wichtig, diesen Umstand anzuerkennen und gleichzeitig Selbstwirksamkeit zu vermitteln.

 

wAS VERSETZT DICH SO RICHTIG IN bEGEISTERUNG?

Ich lerne gerne Neues und eigne mir in kurzer Zeit Wissen an, das ich dann auch mit anderen teile. Ich freue mich, wenn ich Menschen in meinem Umfeld zu etwas anregen kann. Genauso lasse auch ich mich gerne durch andere inspirieren. Wenn ich Personen dabei erlebe, wie sie ihrer Berufung oder einer persönlichen Leidenschaft nachgehen und in ihrem Element sind, geht mir das Herz auf :).

 

Möchtest du eine Erfahrung teilen, die dein persönliches Wachstum erheblich beeinflusst hat?

Ich habe mich in meiner Schul- und Studienzeit stark über meine Leistungen definiert. Mir wurde früh der Eindruck vermittelt, dass Leistung sich immer auszahle. Dabei müsse ich mich als Frau mit Migrationsbezug besonders beweisen, damit meine Bemühungen überhaupt anerkannt würden – teilweise stimmte das sogar. Ich kenne viele Menschen, die ähnlich sozialisiert wurden.

 

Eine sehr prägende Erfahrung machte ich daher zum Ende meines Studiums in Politikwissenschaften. Ich glaubte, die herausragende Note die ich für meine Magisterarbeit erhielt, sei ein Missverständnis. Dabei kommentierte mein Professor später, dass ich diese als Doktorarbeit hätte einreichen können und nur 10 % der tausenden Datensätze, die ich analysiert hatte, völlig ausreichend gewesen wären. Dieser reality check saß. Dennoch mussten erst auch meine Klausuren und mündlichen Prüfungen in den Fachbereichen Rechtswissenschaften und Philosophie sehr gut ausfallen, damit ich akzeptierte, dass ich die Noten tatsächlich verdiente. So stark wirkte das Impostor-Syndrom in mir. Von dem Erfolgserlebnis selbst zehrte ich allerdings nur bis zur Jobsuche. Da diese sich als Berufseinsteigerin schwieriger gestaltete als erhofft, wurde auch der gefühlte Erfolg in mir wieder leiser. Ein Teufelskreis.

 

Im Laufe der Zeit zweifelte ich irgendwann am gängigen Leistungskonzept statt an meinen Fähigkeiten. Oft sind Leistungen von Personen mit einem gesunden Selbstanspruch mehr als gut genug. Manchmal werden sie entsprechend honoriert, manchmal nicht. Solange wir von uns selbst behaupten können, wir hätten unser Bestmögliches gegeben (ohne uns dabei zu verausgaben), dürfen wir zufrieden sein – unabhängig vom Outcome. Auch dann, wenn auf ein Jobinterview keine Zusage folgt. Rejection is redirection. Vermutlich ist der Arbeitgeber nicht der Richtige. Setzen wir den Erfolgsmaßstab für uns, wird die Bewertung durch andere immer zweitrangig oder irrelevant. So lebt es sich eindeutig entspannter.

 

Welche Einstellung prägt dein tägliches Leben?

Ich versuche auch Herausforderungen neutral zu begegnen und sie als Chance zu nutzen – „Was will diese Erfahrung mich lehren?“. Das garantiert Wachstum.

 

Was würde dein Ich aus der Kindheit sagen, wenn wir es fragen würden welchen Job du einmal ausführen möchtest?

Moderatorin oder Auslandsreporterin.

 

Was weckt deinen Wettbewerbsgeist?

Alles Sportliche und manche Gesellschaftsspiele.

 


unbekannt