Was macht glücklich?

„Manchmal halte ich in Schulen oder Universitäten Vorträge und erzähle dort von meinem Werdegang. Dann sage ich den Zuhörerinnen und Zuhörern immer: ‚Glück ist das Ziel. Probiert euch aus, nutzt eure Freiheiten: Was macht Spaß? Was macht glücklich?‘ Manchmal muss man die vorgesehenen Karrierepfade verlassen und schauen, was für einen selbst wichtig ist. Hätte ich das nicht getan, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

Meine Familie stammt aus Afghanistan, und in unserem Umfeld gibt es bestimmte Berufsbilder und Lebensentwürfe, die anerkannt und auch mit gewisser finanzieller Sicherheit verbunden sind. So einen Weg wollte ich zunächst einschlagen. Deshalb habe ich nach dem Abi ein duales Studium im Bereich BWL gemacht. Doch in meiner Zeit als START-Stipendiat habe ich viele Stipendiatinnen und Stipendiaten kennengelernt, die ihr Leben unter teils sehr schwierigen Umständen gemeistert haben. Neben dem tollen Netzwerk und den engen Freundschaften hat mich das am meisten inspiriert. Es hat mich in meinem Wunsch bestätigt, meinen Interessen nachzugehen, statt auf den vermeintlichen sicheren Weg zu setzen. Ich bin nicht in dem Berufsfeld meines Bachelors geblieben, sondern habe noch einen Master in Global Political Economy in London absolviert– weil ich die globalen Zusammenhänge und drängenden Fragen unserer Zeit besser verstehen wollte.

Heute lebe ich in Berlin. Erst habe ich hier als Geschäftsführer das Büro des Vereins Whistleblower-Netzwerk aufgebaut. Dort sind mir viele Menschen begegnet, die im öffentlichen Interesse handeln und dabei alles riskieren. Sie nicht alleine stehen zu lassen, konkret etwas für sie zu bewirken und dabei für eine Verbesserung des rechtlichen Schutzes und des gesellschaftlichen Ansehens zu sorgen. Das hat mich erfüllt. Seit fast vier Jahren bin ich jetzt im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und bin dort inzwischen Personalratsvorsitzender. Auch hier vertrete ich die Interessen von Menschen und bin mit ihnen im Dialog.

In meiner Freizeit setze ich mich ebenfalls für andere ein– sofern mir zwischen der Arbeit und meiner kleinen Tochter noch Zeit bleibt. Als Mentor beim Netzwerk Chancen stehe ich jungen Menschen beim Berufseinstieg zur Seite. Mit dem Fußballverein FC Magnet Mitte, bei dem ich zweiter Vorsitzender bin, unterstützen wir unter anderem Geflüchtete dabei, über den Sport in der Gesellschaft anzukommen. Es gibt einfach Chancen, die jeder haben sollte, und wenn ich aus meiner privilegierten Situation heraus etwas dazu beitragen kann, dann mache ich das sehr gerne.“