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Ali Ahmad Alizada, START-Jahrgang 2018, Bayern

Ganz nah dran an den Menschen

verfasst von Imke Borchers



Imke Borchers

Imke Borchers ist Beraterin bei KOMBÜSE – Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship und kommuniziert unter anderem auch für START. #Gerechtigkeit, #Literatur #Sprache

Ich gehöre zu den ersten Jugendlichen, die in Bayern ein START-Stipendium bekommen haben. Und ich war einer der wenigen, die das Stipendium während einer Ausbildung erhalten haben. Die meisten Stipendiatinnen und Stipendiaten bei START machen auf einer weiterführenden Schule Abitur und studieren dann. Ich finde es aber wichtig, auch andere Wege ins Berufsleben aufzuzeigen. Für mich war die Ausbildung der richtige Schritt – denn nachdem ich mit 14 Jahren als unbegleiteter Geflüchteter aus Afghanistan nach München kam, musste ich mich erst einmal in meiner neuen Umgebung zurechtfinden und Deutsch lernen.

 

Zum Glück habe ich schnell nach meiner Ankunft eine wunderbare Pflegefamilie gefunden, für die ich heute wie ein drittes Kind bin. Von ihnen weiß ich alles, was ich über Deutschland, die Gesellschaft und das Leben hier wissen muss. Wenn man in der Fremde ankommt, braucht man Orientierung – diese Familie hat sie mir gegeben. Es war mein Pflegebruder, der mich auf START hingewiesen und bei der Bewerbung unterstützt hat. Das Programm war genau das richtige für mich, denn ich suchte den Austausch in einer Community von Jugendlichen, die in einer ähnlichen Situation wie ich sind. Mich interessierte sehr, welche Erfahrungen sie machten, wie sie Herausforderungen lösten.

 

Als ich nach der 9. Klasse meinen Abschluss machte und Jahrgangsbester wurde, dachte ich zum ersten Mal: ‚Hey, aus dir wird was!‘ Ich habe dann eine schulische Ausbildung zum Krankenpflegehelfer und Sozialbetreuer absolviert, und im Anschluss eine dreijährige Lehre als Krankenpfleger drangehängt. Seit einem halben Jahr arbeite ich nun in der onkologischen Abteilung in einer Münchner Klinik. Ich mag es, den Menschen zu helfen, für sie da zu sein. Besonders wenn Patienten sterben, ist es wichtig, dass sie nicht alleine sind. Das Schöne an meiner Arbeit ist: Ich bekomme jeden Tag Anerkennung – von den Patienten selbst, aber auch von ihren Angehörigen. Mich interessieren auch die Krankheitsbilder sehr, irgendwann möchte ich deshalb noch Medizin studieren.

 

START war für mich auch der Startpunkt für ein Engagement neben dem Job: Ich habe Kindern Musikunterricht gegeben und einen Trainerschein im Ringen gemacht. Seit einem Jahr bin ich außerdem in einem afghanischen Kulturverein aktiv. Wir wollen zeigen, dass unser Land so viel mehr ist als Krieg und Gewalt – und möchten von seiner Kultur, seinem Essen und seiner Musik erzählen. Ich sehe es so: Ich habe viel von anderen gelernt – heute gebe ich etwas zurück!


Imke Borchers

Imke Borchers ist Beraterin bei KOMBÜSE – Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship und kommuniziert unter anderem auch für START. #Gerechtigkeit, #Literatur #Sprache