Amani Al-Addous, START-Jahrgang 2012, Sachsen
Ein ganz spezielles Gefühl
Imke Borchers ist Beraterin bei KOMBÜSE – Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship und kommuniziert unter anderem auch für START. #Gerechtigkeit, #Literatur #Sprache
Amani Al-Addous steht kurz vor dem Ende ihres Medizinstudiums. Die 25-Jährige studiert in Leipzig, aber die Entscheidung für das Studienfach hat sie ganz woanders getroffen: „Nach dem Abi bin ich erstmal nach Jordanien gegangen, in das Herkunftsland meiner Familie. Dort habe ich in Camps und sozialen Einrichtungen mit Geflüchteten gearbeitet. Während dieser Zeit bin ich unter anderem mit vielen Ärztinnen und Ärzten in Kontakt gekommen – und das hat mich auf die Idee gebracht, Medizin zu studieren.“
Für Amani ist das Studium eine passende Ergänzung zu ihrem gesellschaftlichen Engagement, mit dem sie früh begonnen hat: Schon in ihrer Jugend in der Grenzregion zwischen Deutschland, Polen und Tschechien hat Amani an Begegnungsprojekten teilgenommen, in denen sie zusammen mit Jugendlichen aus Polen Theater gespielt, Kunst geschaffen oder Musik gemacht hat. „Das stärkt die Menschen und baut Vorurteile ab.“ Diese Bestärkung durch die Zusammenarbeit mit anderen Menschen erfährt sie später auch während des START-Stipendiums, das eine Lehrerin ihrer Schwester und ihr empfohlen hatte. „Das Gefühl in der START-Community ist schon speziell. Dieser familiäre Zusammenhalt hat mich sehr geprägt und den möchte ich mir auch noch eine Weile erhalten.“ Als Alumni-Sprecherin für die Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen organisiert Amani heute bei Jahrestreffen oder Mitgliederversammlungen – so hilft sie, das fördernde Netzwerk weiter auszubauen und etwas von dem START-Spirit weiterzugeben.
Während des Studiums sucht Amani nach einer Möglichkeit, sich zu allen gesellschaftspolitischen Themen äußern zu können – und eben nicht immer nur zu Themen befragt zu werden, mit denen unsere Gesellschaft Muslime bevorzugt konfrontiert. 2019 bewirbt sie sich deshalb bei der Jungen Islam Konferenz (JIK). Die JIK besteht seit 2011 als Austauschplattform und Empowerment-Raum für islambezogene Fragen und damit verbundenen Themen des Zusammenlebens in der Gesellschaft. Nach dem Besuch der Bundeskonferenz bleibt Amani im Netzwerk der JIK aktiv, organisiert die Regionalgruppe Sachsen und fährt zu Fachtagungen. „Besonders gefällt mir daran, dass die JIK muslimische Menschen empowert, aber eben auch offen ist für Nicht- oder Anders-Gläubige. So entsteht ein fruchtbarer Austausch, der auf vielen unterschiedlichen Erfahrungen und Lebensformen beruht und dann in konkretes Handeln übersetzt wird“, sagt Amani. Und darum geht es ihr schließlich auch im Medizinstudium, wenn sie im Bereich Antirassismus in der Gesundheits- und Krankheitsversorgung arbeitet: um die Gestaltung der postmigrantischen Gesellschaft.