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Sonia Ziegler, START-Jahrgang 2002, Hessen

Gefeiert wie ein Star

verfasst von Imke Borchers



Imke Borchers

Imke Borchers ist Beraterin bei KOMBÜSE – Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship und kommuniziert unter anderem auch für START. #Gerechtigkeit, #Literatur #Sprache

Abitur, Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin, Medizin-Studium, Fachärztin für Radioonkologie an der Universitätsmedizin Göttingen sowie Leiterin der Nachwuchsgruppe der deutschen Radioonkolog*innen: Dass Sonia Ziegler, geborene Sandhu, mit 37 Jahren auf eine solche Karriere schaut, hätte sie vor 20 Jahren vermutlich selbst nicht gedacht.

 

Als eine der ersten Geförderten bundesweit bekam sie im Jahr 2002 bei einer feierlichen Zeremonie die Urkunde für ihr START-Stipendium überreicht. „Meine prägendste START-Erfahrung war das Zugehörigkeitsgefühl, das ich sehr schnell spürte. An meiner Schule gab es kaum Nicht-Deutsche – bei START war ich plötzlich von Menschen mit ähnlichen Erfahrungen umgeben. Auf einmal wurden wir wahrgenommen und wie Stars gefeiert. Mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich daran denke“, sagt Sonia. Dieses Gefühl des Zusammenhalts zählt für sie zu den wichtigsten Aspekten echter Teilhabe. Sie glaubt: Um für die Gesellschaft aktiv zu werden und anderen helfen zu können, müsse man selbst erst einmal stabil sein – persönlich, aber auch finanziell.

 

In ihrem Wunsch, Ärztin zu werden, hat Sonias Großvater sie bereits in Pakistan bestärkt. „Ich stamme aus einer Ärztefamilie und habe schon im Kindergarten Tabletten gemörsert“, erzählt sie. „Ärzte wurden in unserer Familie aber bis dahin nur Männer.“ Als Zehnjährige in Kassel angekommen, wird Sonia in der Schule zunächst ein Jahr zurückgestuft, um die Sprache zu lernen. Aber dann geht es in schnellen Schritten auf ihr großes Ziel zu. „Und heute bin ich die erste Ärztin der Familie!“

 

Vor zweieinhalb Jahren ist Sonia Mutter geworden. Dass sie sich die Elternzeit mit ihrem Mann, der auch Radiononkologe ist, genau 50:50 aufteilte, war auch in Deutschland im Jahr 2020 noch nicht selbstverständlich: „Ich wurde so oft gefragt, ob ich auch wirklich schon nach sieben Monaten wieder arbeiten will. Mein Mann musste sich nicht dafür rechtfertigen.“ Wenn sie in Situationen wie dieser ins Grübeln kommt, sucht Sonia den Austausch mit anderen. Zum Beispiel mit ihrer Mentorin, eine Professorin an der Uni Göttingen. Oder sie diskutiert mit einem Freund, der auch ehemaliger START-Stipendiat ist. Sehr schnell kommt dann wieder dieses besondere Zugehörigkeitsgefühl auf, das sie vor 20 Jahren zum ersten Mal erlebt hat.


Imke Borchers

Imke Borchers ist Beraterin bei KOMBÜSE – Kommunikationsbüro für Social Entrepreneurship und kommuniziert unter anderem auch für START. #Gerechtigkeit, #Literatur #Sprache